Das erste Bewerbungsgespräch: Ein Leitfaden für Gründer (inkl. der besten Fragen)
Ihr Startup wächst, die Aufgaben werden mehr und Sie haben den großen Schritt gewagt: Sie suchen Ihren ersten Mitarbeiter. Die Bewerbungen sind da und nun steht der nächste Meilenstein an: Ihr erstes richtiges Bewerbungsgespräch. Eine aufregende, aber für viele Gründer auch einschüchternde Situation.
Als Startup konkurrieren Sie mit etablierten Firmen um die besten Talente. Ein unstrukturiertes, unvorbereitetes Gespräch wirkt nicht nur unprofessionell, sondern führt oft zu teuren Fehlentscheidungen bei der Personalauswahl. Dieser Guide gibt Ihnen eine klare Struktur und die richtigen Fragen an die Hand, um im Gespräch zu überzeugen und die wirklich passenden Teammitglieder für Ihre Vision zu finden.
Die Vorbereitung – Mehr als nur den Lebenslauf lesen
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und zeigt dem Bewerber Ihre Wertschätzung.
- Das Anforderungsprofil schärfen: Gehen Sie vor dem Gespräch noch einmal in sich. Was sind die drei absoluten “Must-have”-Fähigkeiten (Hard Skills)? Und welche Charaktereigenschaften (Soft Skills) sind für Ihre junge Unternehmenskultur unverzichtbar?
 - Die Candidate Experience: Sorgen Sie für einen professionellen Rahmen. Verschicken Sie eine pünktliche, freundliche Einladung mit allen wichtigen Infos. Teilen Sie dem Kandidaten eine grobe Agenda des Gesprächs mit. Das nimmt Nervosität und zeigt Struktur.
 - Die rechtlichen Grenzen kennen: Es gibt Fragen, die in einem Bewerbungsgespräch absolut tabu sind. Dazu gehören Fragen nach Schwangerschaft, Familienplanung, sexueller Orientierung, Religion oder Parteizugehörigkeit.
 
Die 5 Phasen eines erfolgreichen Interviews
Ein gutes Gespräch folgt einer klaren Dramaturgie. Halten Sie sich an diese fünf Phasen, um den Überblick zu behalten.
- Smalltalk & Ankommen (ca. 5 Min.): Beginnen Sie mit einer lockeren Begrüßung. Fragen Sie, ob die Anreise gut war oder bieten Sie ein Getränk an. Das Ziel ist es, eine offene und angenehme Atmosphäre zu schaffen und dem Kandidaten die erste Nervosität zu nehmen.
 - Vorstellung des Unternehmens & der Vision (ca. 10 Min.): Jetzt sind Sie der Verkäufer! Erzählen Sie kurz und prägnant, was Ihr Unternehmen macht, wo Sie hinwollen und warum es spannend ist, genau jetzt bei Ihnen an Bord zu kommen. Verkaufen Sie Ihre Vision!
 - Der Bewerber im Fokus (ca. 25 Min.): Dies ist das Herzstück. Lassen Sie den Bewerber seinen Werdegang schildern und stellen Sie gezielte Fragen (siehe nächster Abschnitt). Hören Sie mehr zu, als Sie reden.
 - Die Fragen des Bewerbers (ca. 10 Min.): Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit für Rückfragen ein. Die Fragen, die ein Kandidat stellt, verraten oft mehr über seine Motivation und sein Denken als seine Antworten.
 - Abschluss & nächste Schritte (ca. 5 Min.): Bedanken Sie sich für das Gespräch und geben Sie einen klaren Ausblick, wie und bis wann der Bewerber wieder von Ihnen hören wird. Halten Sie dieses Versprechen unbedingt ein!
 
Die besten Fragen, die über den Lebenslauf hinausgehen
Vergessen Sie Standardfragen wie “Was sind Ihre Schwächen?”. Gehen Sie in die Tiefe, um echtes Verhalten und echtes Potenzial zu erkennen.
- Situative Fragen (testen Problemlösungskompetenz):
- “Stellen Sie sich vor, ein wichtiger Kunde ist unzufrieden mit unserer Dienstleistung. Was wären Ihre ersten drei Schritte?”
 
 - Verhaltensbasierte Fragen (testen Erfahrung):
- “Erzählen Sie mir von einer Situation, in der Sie ein Projekt unter großem Zeitdruck abschließen mussten. Wie sind Sie vorgegangen?”
 
 - Motivations-Fragen (testen ehrliches Interesse):
- “Was genau an unserer Stellenausschreibung hat Sie dazu bewogen, sich zu bewerben?”
 
 - Kultur-Fit-Fragen (testen die Passung zum Team):
- “In welcher Art von Arbeitsumfeld – sehr strukturiert oder sehr flexibel – sind Sie am produktivsten?”
 
 
Aus eigener Erfahrung: Die Bauchgefühl-Falle
Bei meiner ersten Einstellung habe ich mich rein auf mein Bauchgefühl verlassen. Der Kandidat war sympathisch, hat gut geredet und wir haben uns super verstanden. Nach drei Monaten war klar: Er passte fachlich und von seiner Arbeitsweise her überhaupt nicht ins Team. Die Kündigung in der Probezeit war unangenehm und hat uns wertvolle Zeit gekostet. Die Lektion: Sympathie ist ein wichtiger Faktor, aber ein strukturierter Prozess mit den richtigen, tiefgehenden Fragen ist unverzichtbar, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Die Basis für ein starkes Team
Ein professioneller Einstellungsprozess ist das Aushängeschild eines gut organisierten und attraktiven Arbeitgebers. Diese Organisation beginnt beim Fundament.
Gewerbo sorgt dafür, dass Ihr Unternehmen von Anfang an korrekt angemeldet und administrativ sauber aufgestellt ist. Diese professionelle Basis gibt Ihnen die Sicherheit und die Seriosität, auch im Recruiting-Prozess souverän aufzutreten und die besten Talente für sich zu gewinnen.
Wichtiger Hinweis & Quellen
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Insbesondere bei der Formulierung von Arbeitsverträgen und der Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften ist die Beratung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht zu empfehlen.
Quellen
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Das zentrale Gesetz, das Diskriminierung im Arbeitsleben verbietet und die Grenzen für zulässige Fragen im Bewerbungsgespräch setzt.
 
